Paris in den 1960er Jahren. Der angehende Autor Jean Bosmans, lernt bei einer Demonstration in die er zufällig gerät, die in Berlin geborene Bretonin Margaret Le Cox kennen. Sie wird bei dieser leicht am Auge verletzt. Sein Angebot sie zu einer Apotheke zu begleiten, nimmt Margaret gerne an. Der Beginn einer Liebesaffäre.
Margaret arbeitet als Bürokraft bei einer Behörde, die offenbar der Polizeipräfektur angeschlossen ist. Als Jean sie in nächster Zeit von der Arbeit abholt, lernt er ihre geheimnisvollen Bürokollegen kennen. Diese fordern ihn auf, deren Vereinigung als Mitglied beizutreten. Jener Club scheint bloß der körperlichen Ertüchtigung zu dienen.
Margaret, die ihre Arbeit im Büro ohnehin nur als Übergang sah, bekommt eine Anstellung als Gouvernante, bei einem Juristenehepaar. Auch diese lernt Jean kennen, beide begegnen ihm mit ungewöhnlicher Distanziertheit. Da Margaret schon seit längerem von einem sinistrem Mann verfolgt wird, überlegt Jean, die Anwälte um Rat zu bitten. Auch er wird, von einem Paar bedroht, welches Geld von ihm fordert.Sie, eine “Rothaarige mit arrogantem Gestus”, möglicherweise seine Mutter, er, “ein aus der Kutte entsprungener Pfarrer”. Jean verwirft diesen Plan jedoch. Deren bedrohliche Situation hat zur Folge, daß beide sich mehr oder weniger ständig auf der Flucht befinden.
Als Margaret gekündigt wird und sie eine Stelle bei einem Arzt erhält, um sich um dessen Sohn zu kümmern, scheint ihrer beider Leben eine positiven Verlauf zu nehmen. Die Verfolger scheinen abgeschüttelt, ihre Liebe vehement wie nur je. Plötzlich wird der Doktor und dessen Lebensgefährtin verhaftet und Margaret sieht sich gezwungen, nach Berlin zu fliehen.
Vierzig Jahre später. Jean Bosmans ist nunmehr ein anerkannter Autor. Mit seinem schwarzen Moleskine-Notizbuch durchstreift er Paris, auf der Suche nach seiner großen Liebe. Seit damals hat er nichts mehr von Margaret Le Cox gehört. Eine Spur scheint in eine Berliner Buchhandlung zu führen….
Der große französische Autor Modiano hat hier ein gewaltiges Buch vorgelegt. Atmosphärisch dicht, meint man hier zeitweise, den Roman eines Vertreters der lateinamerikanischen Fantastik vor sich zu haben. Die Figuren bleiben, bei aller Bedrohlichkeit, unscharf, wie Gespenster im Nebel. Deren Handlungen erschließen sich nicht und lösen sich auch mit Fortschreiten des Textes kaum auf, was der Spannung jedoch keinen Abbruch tut. Im Gegenteil, ich habe den Roman von der ersten bis zur letzten Zeile genossen. Mit einem Wort: Großartig.
Der Horizont
von Patrick Modiano
176 Seiten; 2013 Hanser
ISBN 978-3-446-23951-7
18.40 EUR
